durch die einsame Wildnis Nordamerikas

Vielleicht nicht für Jedermann nachvollziehbar eine solche Tour ausgerechnet mit dem Fahrrad zu unternehmen.
Aber für mich ist der Weg ist das Ziel.
Als ich die Roadmap Alaska das erste Mal in den Händen halte war klar: Da musst DU hin !
Nach intensiven Planungen ging es im August von Frankfurt nach Calgary (Kanada). Trotz der ganzen Vorbereitungen sollte es doch einige Probleme geben.


Geplant war die Strecke:
Calgary - Banff - Jasper - Dawson Creek - Fort Nelson - Watson Lake - Whitehorse - Tok - Glennallen - Anchorage

Bedeutet mit dem Bike durch:
Alberta - British Columbia - Yukon - Alaska

Etwas spät im Jahr, da eigentlich immer, aber ab September ganz bestimmt mit Frost, bzw. Schnee zu rechnen ist.

 

Nach der Landung in Calgary muss ich erst mal zum "Immigration Officer".
Offensichtlich sieht man mein Vorhaben sehr skeptisch.
So muss ich meinen Reiseplan sehr genau schildern, entsprechende Geldreserven nachweisen und vorzeigen. Ausserdem wünscht die nette Dame eine Krankenversicherung zu sehen.
Nachdem das erledigt ist darf ich den Flughafen verlassen und mein Rad zusammenbauen.
Mittlerweile ist es nach Mitternacht und ziemlich frisch.
Gegen 1 Uhr trete ich die Fahrt zum Campground an.
Nach 2km stoppt mich ein Polizist, weil er wissen will was ich mitten in der Nacht am Flughafen mache !
Wenn das so weiter geht, brauche ich ein Jahr bis Anchorage.
Gegen drei Uhr erreiche ich dann endlich den schlecht ausgeschilderten RV Park.
Die Beschilderung ist sehr "überschaubar".
North und South. Ziemlich ärgerlich wenn man nach Westen will.....
Meister Petz läßt grüßen...
Watch for Animals on Highway - umso wichtiger als Radler
Das Schild warnt vor wilden Tieren auf dem Highway und auf den Parkplätzen sind die Abfallkontainer alle bärensicher.
Ein unsicheres Gefühl beschleicht mich.
Ab sofort bin ich im Bärenland.
Bärensichere Abfallcontainer - komisches Gefühl
Abendliche Schlafstätte
Das Fahren auf dem Highway ist ganz bequem. Ein riesiger Seitenstreifen trennt mich von den überdimensionierten Wohnmobilen und Trucks.
Wahnsinnige 20m lange Mobilheime, die einen Jeep als Ausflugsfahrzeug hinter sich herziehen ! In Deutschland undenkbar.
Am dritten Tag geht es in den Banff National Park.
Unbeschreibliche Natur.
Der Park ist gebührenpflichtig. Allerdings darf ich mit dem Fahrrad ohne zu zahlen weiter.
Bei Lake Louise geht es auf der 93 weiter Richtung Norden.
Erst kann ich es kaum glauben: Am Strassenrand sitzen 3 Schwarzbären. Vor Schreck bin ich bewegungsunfähig und nicht mal in der Lage ein Foto zu machen, da die Spiegelreflex sicher in der hinteren Packtasche verstaut ist und ich mich jetzt nicht grossartig bewegen möchte...
Es dauert eine Weile bis andere Fahrzeuge halten und die Bären sich in die Wälder verkrümeln.
Ebenfalls sind sehr schnell Ranger vor Ort, die darauf achten, dass Touristen keine wilden Tier "anfüttern". Hier drohen drakonische Strafen !
erste Steigungen am Bow Pass (2068m)

Das Gebiet um den Jasper und Banff National Park ist ja bekannt für seine Bärenpopulation. Aus nächster Nähe ist es aber nur im Auto entspannt, nicht auf dem Rad. Immer dann wenn die niedlichen, kleinen Tierchen die Strasse kreuzen, sollte man als Radfahrer genügend Abstand halten.

 

Immer viel Wasser bunkern zwischen den Pässen Bow und Sunwapta.
Der Icefield Parkway zieht sich ganz schön. Ich musste sogar ein Auto stoppen, da meine Wasservorräte erschöpft waren. Ist aber problemlos möglich, das erste Auto was mir entgegenkommt hält.
Hector Lake
traumhafte Kulisse - Hector Lake
Blick vom Sunwapta Pass (2035m)

Durch eine riesige Kurve geht es hoch zum Sunwapta Pass.
Belohnt wird man durch einen entsprechenden Ausblick.

Ein kanadisches Paar spricht mich an und fragt ob ich den kompletten Pass gefahren bin und fotografiert mich für eine örtliche Zeitung.

Athabasca Glacier
Columbia Icefield - grösste nonpolare Eisfeld der Erde

Hier oben habe ich das erste mal Nachtfrost.
Fünf Kilometer vor dem angestrebten Campingplatz sehe ich in einiger Entfernung wieder einen kleinen Schwarzbären. Kein angenehmes Gefühl, wenn man einige Kilometer weiter sein Zelt aufstellen muss.

Und immer daran denken: Kein Essen im Zelt.
Nicht mal Duftstoffe, wie Zahnpasta oder Deo.
Alles schön in die Bäume hängen oder in Containern deponieren.

Über Jasper und Prince George geht es nach Dawson Creek. Hier beginnt der Alaska Highway !
Dawson Creek - Beginn des Alaska Highways
Fährt man aus Dawson Creek heraus, wird es schnell wieder sehr einsam.
So bleibt mir nichts anderes übrig an die Tür eines Farmers zu klopfen, um auf dessen Grundstück zu zelten. Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass es sich um einen Imker handelt. Nicht schlecht, wenn man im Bärenland in einer Honigfabrik nächtigt.
Bis Fort Nelson sind es knapp 500km. Man sollte also einige Mahlzeiten mitführen, weil unterwegs nicht sehr viel kommt.
Campen am Alaska Highway - Im Garten des Hotel Shepard's Inn
Feuer und Rauch sollen ja wilde Tiere fern halten...
-Campground bei Pink Mountain-
offensichtlich bereits länger geschlossen - Tankstelle am Steamboat Pass
Nicht nur in Fort St John empfehle ich die Tourist Infos.
Man kann sich aufwärmen, bekommt aktuelle, freundliche Informationen und ein Buch das ich Radlern empfehle. Da hier viele Campgrounds, Kilometerangaben und Co. aufgeführt sind. For free.
nicht nur für Biker empfehlenswert
wenn der Seitenstreifen fehlt - stellenweise sehr enger Alaska Highway
In Fort St John gibt es endlich wieder einen Campingplatz mit Dusche. Ausserdem kann ich meine Vorräte wieder auffrischen.
Der Campingplatzinhaber nennt mich lachhaft: MEALS ON WHEELS!
Treffe einen Tramper aus Köln. Der von der Ostküste! kommt und ebenfalls nach Alaska will.
Ihn werde ich noch häufiger treffen und das in einem so riesigem Gebiet !
Karibukuh mit Nachwuchs am Summit Pass (1257m)

abendliche Kulisse am Toad River
Campingplatz, Tankstelle und Flugplatz

Die Strasse über den Summit Pass ist sehr schlecht, viel Schotter und jede Menge Löcher.
Abends Tetsa River, bin der einzige Gast auf dem Campground.
Man merkt die Saison ist vorbei, dafür hat man aber einsame Stille und Ruhe.

Weiter geht es nach Liard Hot Springs. Den heissen Quellen.
Auf dem Weg dahin lerne ich einen First Nation Kanadier kennen. Angus zeigt mir die heißen Quellen und nimmt mich in seinem Pickup mit in die Berge Holz sammeln, um das frisch gejagte Moosefleisch zu grillen.
Bevor ich gross nachdenke, sitze ich mit einem Wildfremden im Auto, der eine Knarre hat, eine Kettensäge auf der Ladefläche des Pickup und eine Art Machete in der Türverkleidung und fahre in die mir unbekannten Berge, um Holz zu schlagen.
So fangen doch nur Horrorfilme an sage ich mir...

Das Bad in den Quellen ist aber super, wenn auch nicht alle Quellen geöffnet waren, weil mehrere Bären an den oberen Seen gesichtet wurden.
Vor ein paar Jahren hat es hier einen schlimmen Unfall mit mehren Toten gegeben, daher ist man wohl vorsichtiger geworden.

Angus beim kochen
weit verbreitet um Liard Hot Springs - Kanadische Büffel
direkt am Highway und ohne Zaun
Watson Lake macht einen sehr abgewohnten Eindruck auf mich. Alles scheint alt und verdreckt zu sein.
1942 hat ein Soldat angefangen sein Ortseingangsschild aufzustellen und tausende haben es nachgemacht. Heute sind es ca. 42.000 Schilder aus alles Welt !
Da ich den 60 Grad überschritten habe, bin ich jetzt bereits im Yukon und es wird immer einsamer. Teilweise liegen Versorgungsstationen mehrere Tage auseinander.
Schilderwald in Watson Lake
In diese kleinen Boxen positioniert man nachts seine Lebensmittel, um die Bären nicht anzulocken
Für trockene Nächte bei Dauerregen - Gemeinschaftsraum Campground

Kurz vor Whitehorse gibt meine Kette mit einem letzten Knacken auf und reisst.
Ersatz habe ich zwar aber der Gedanke an den Wechsel im Dauerregen am Strassenrand ist nicht sehr prickelnd.
Also Daumen raus und gucken, was passiert.
Irgendwann hält ein Pickup, Fahrrad kommt auf die Ladefläche und ab geht es nach Whitehorse.
Hier gibt es einen gut sortierten Radlladen, der mir Kette und Kettenfett verkauft. Da ich einige Speichenbrüche hatte, fülle ich meinen Ersatz ebenfalls auf. Safety first !

Danke fürs Mitnehmen an Carl und seine Margreth.
(German chocolate is on the way!)

S.S. Klondike am Yukon RIver
Das einzig erhaltene Flussschiff S.S. Klondike in Whitehorse.
Jäger Willkommen - Haus in Whitehorse downtown

In Whitehorse übernachte ich auf dem Robert Service Campground. Ziemlich zentral, klein, direkt am Yukon River und nichts für grosse RV's. Viele Individualreisende.

Leider blieb für einen Ausflug nach Skagway keine Zeit.
Immer dieser Zeitdruck, ohne ihn wäre es soviel entspannter.

For impressed CHRISTIE:
Look ! I managed it... ;-)

How do you like Kluane ?

Statue für diejenigen die ihren Träume gefolgt sind
Der Weg Whitehorse - Haines Junction beginnt hügelig, wird aber im Verlauf flacher.
Allerdings kommen nahezu keine Orte und Einkaufsmöglichkeiten.
Kurz vor der Ortschaft Champagne übernachte ich neben der Strasse im Wald.
Die in meiner Karte eingezeichneten Campingplätze (Kusawa Lake) sind 23km von der Strasse entfernt. Zu weit wie ich an diesem Abend finde.
Zum ersten Mal höre ich Wölfe heulen, zu meinem Erschrecken ganz in der Nähe.
Alaska Klondike HWY
An der Kreuzung Alaska Highway - Klondike Highway
Pine Lake - Übernachten direkt am See
Mittlerweile ist es bereits September und die Temparaturen sind nicht nur während der Nacht kalt. Sodass ich zum ersten Mal während der Fahrt meine dicken Goretex-Winterhandschauhe trage.
Die Strecke bis Haines Junction ist gut fahrbar. Kaum Steigungen und der Asphalt ist spitze.
Erst nach Haines Junction gehts wieder auf und ab !
Der Wind von den schneebedeckten Bergen stört mächtig und ist sehr kalt.
kalte Winde von schneebedeckten Hügeln
Kluane Lake - traumhaft - Indian summer
Am Kluane Lake gibt es eine Geisterstadt aus Goldgräberzeiten. Anno 1904.
Ausserdem gibt es hier ein B&B mit Cabins.
Nach zähen Verhandlungen mit der Besitzerin darf ich am See zelten, da hier eigentlich kein Zeltplatz ist.
Da ich der einzige Gast bin wird aber großzügig darüber hinweggesehen.
Alle anderen Campingplätze sind bereits geschlossen, da es weit nach Labour day ist. Klassisches Saisonende. Ebenfalls habe auch viele Tankstellen bereits geschlossen, sodass man mit der Verpflegung gut haushalten muss.
Verlassene Goldgräberstadt am Kluane Lake
selbst die alten Konservendosen stehen noch an Ort und Stelle !

Entlang des Kluane Sees gibt es gefährliche Fallwinde, daher auch der Name Destruction Bay. Während der Bauphase des Alaska Highways gab es grösste Verwüstungen durch den Wind an dieser Stelle. Leider behindert er mich ebenfalls bei der Fahrt.

Komme bis zu der Stadt Burwash Landing. Stadt ist treffend, hier gibt es 73 Einwohner !

Burwash Landing - campen an der Lodge
Oblatenkirche von 1944 in Burwash Landing

Als ich am nächsten Tag weiter Richtung Norden fahre, passiert etwas seltsames.
Ein Minibus mit 4 Mädels fährt neben mir her und die vier fragen, ob ich frisches Obst, Kuchen und kalte Getränke möchte !?
Erst denke ich an einen Tagtraum, dann an versteckte Kamera. Wir halten an und ich bekomme Icetea, Honigmelone und selbstgemachten Kuchen.
Die vier sind von irgendeiner Kirchengruppe und fühlen sich verpflichtet Reisenden zu helfen...
Ich muss wohl sehr verhungert ausgesehen haben !

Und genau in dieser Situation treffe ich den Tramper aus Köln wieder, der jetzt mit nem Mietwagen unterwegs ist. Manchmal ist die Welt ein Dorf.

hier oben im Norden kann der Alaska Highway sehr einsam sein !!!

Letzte Übernachtung in Beaver Creek. Kälteste Nacht, am Morgen ist alles gefroren, sogar die Sachen im Zelt.
Also erstmal den Kocher anwerfen und danach Richtung Grenze.
Nicht sehr angenehm morgens mit halb gefrorener Zahnpasta zu agieren.

Nachtfrost - kaltes Erwachen
hier wird noch von Hand geläutet - Beaver Creek
Alaska

Als ich das Schild sehe falle ich fast vom Rad.
Ich habe es echt geschafft bis hierher mit dem Fahrrad zu fahren. Wind, Kälte, Regen und Einsamkeit konnten mich nicht bremsen !

An der Grenze werden Fingerabdrücke genommen, Fotos gemacht und diverse Fragen gestellt. Hat man genug Geld dabei. Einfuhr von Fleisch, Käse, usw. verboten. Woher das Rad ist ? Es gibt jede Menge Stempel. Nach 20 Minuten bin ich fertig. Alles sehr entspannt. Allerdings bin ich der einzige "Kunde", frage mich wie die in der Hochsaison hier arbeiten ?

endlose Weiten
Wer Müll einfach entsorgt, soll 1.000,- Dollar Strafe zahlen. Autos in der Natur vergammeln lassen ist aber gerade noch im Grenzbereich.
Momentaufnahme in der Nähe von Tok
Kurz vor Tok ist eine Baustelle. Mir ist bereits aufgefallen, dass ungewöhnlich viele Frauen im Strassenbau tätig sind. Sowohl in Kanada, als auch in den USA. Der Luxus bei dieser Baustelle: Man bietet mir an die Arbeiten zu durchfahren auf dem Pickup.
Personal scheint hier nicht knapp zu sein. So steht am Beginn der Baustelle jemand mit einem drehbaren Stoppschild, dann jemand der den Pickup durch die Baustelle fährt. Alle anderen Fahrzeuge müssen diesem folgen und dürfen nicht alleine einfahren. Und am Ende wieder Jemand mit Stoppschild.
Baustellenampel unbekannt...
Mentasta Mountains - ewiger Eispanzer
Versorgungsstation, Supermarkt,Post,Tankstelle,Camp,usw.
Flusswasser filtrieren
Die Fräskanten sind eine interessante Sache, fährt ein Fahrzeug darüber ist man gewarnt
Matanuska Glacier
Mittlerweile sind sogar die Government Campgrounds geschlossen. Schranke zu, "Closed for winter".
Ich umfahre die Schranke und campiere trotzdem. So habe ich zumindest immer eine Wasserzapfstelle. Die ist auf staatlichen Campgrounds Standard, ausserdem gibt es dort immer Holzbänke auf denen man bequemer kochen kann.
zelten im finsteren Wald

Anchorage Information Center - die Ladies sind sehr hilfreich bei der Unterkunftssuche
das einzige Haus mit Grasdach

Was ich fast selbst nicht gedacht hätte:
Ende September komme ich nach 3794km in Anchorage an.
Die erste Nacht in einem richtigen Bett in meinem Hostel ist sehr ungewohnt....
normales Verkehrsmittel, auch in Anchorage
Pepperspray
Zum Glück niemals gebraucht - Bärenspray / Pepperspray
Silver City - Geisterstadt
auf einer größeren Karte anzeigen
In Anchorage gibt es zwar viele RV Parks.
Allerdings ist das Aufstellen von Zelten dort nicht erlaubt.
Der staatliche Campground schließt nach Labour day.
Ein Forstarbeiter gibt mit den Tip in der hinteren, rechten Ecke wild zu schlafen, um nicht des Feldes verwiesen zu werden.
Am nächsten Tag entschließe ich mich aber für ein Hostel, um meine Sachen zu trocknen. Nass sind diese schwerer und somit Mehrkosten für Übergepäck.
...mach deine Gedanken nicht zu deinem Gefängnis...

 

RockyMountains

123pixel.de

Sven Michalczak

Fahrradreise von Calgary nach Anchorage
Radtour durch die Rockies
Kanada - Alaska

knapp 3.794 km durch die Wildnis
Calgary-Anchorage
21.584 Höhenmeter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Abenteuer in der freien Natur
Sven Michalczak
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